07 Aug., 2024

Empathie und Expertise: Warum der menschliche Personal Trainer durch KI nicht ersetzbar ist

Autoren
Frank Thömmes
Empathie und Expertise: Warum der menschliche Personal Trainer durch KI nicht ersetzbar ist

Gastbeitrag von Katrin Böning kati_wird_digital

Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) hat zahlreiche Branchen durchgeschüttelt und bei Zahlreichen einige Bedenken hinsichtlich eines Arbeitsplatzverlusts aufgeworfen. Auch die Fitnessbranche bleibt von diesen, mitunter einschneidenden Veränderungen nicht unberührt.  

In diesem Blog-Beitrag beleuchten wir, warum Fitness-Professionals auch in Zeiten fortschrittlicher KI-Tools unverzichtbar bleiben und wie wir KI als Werkzeug nutzen können, um erfolgreicher zu arbeiten. 

 

Die Rolle von KI in der Fitnessbranche 

KI-Tools wie ChatGPT und andere generative Modelle können Aufgaben übernehmen, die zuvor Menschen vorbehalten waren, wie das Erstellen von Trainingsplänen oder ein Feedback zur Übungsausführung. Doch wie effektiv sind diese Tools wirklich, und welche Grenzen bestehen? 

 

Trainingsplanung durch KI 

Generative KI-Tools können Trainingspläne erstellen, indem sie verfügbare Informationen kombinieren und optimieren. Matthias Fischer, Sportwissenschaftler und Personal Trainer aus Heidelberg, betont, dass jeder Mensch als komplettes biopsychosoziales System zu komplex ist, um nach einem standardisierten Plan zu trainieren.
„Eine künstliche Intelligenz kann sicherlich schon vernünftige Trainingspläne erstellen. Aber in der Praxis sehe ich bei meiner täglichen Arbeit, dass man den ganzen Körper durchleuchten, eine Anamnese machen muss. Nicht nur für optimale Ergebnisse beim Muskelaufbau, sondern insbesondere zur Schmerzprävention beziehungsweise Rehabilitation. Da sehe ich momentan noch die Grenzen.“  
 
Die App Enduco, beispielsweise erfasst das Training und ist kompatibel mit Garmin und Strava. Die Kundin / Der Kunde überträgt seine bisherigen Läufe oder Fahrten in die App. Der KI-Coach erstellt basierend auf seinen Zielen, wie einem Marathon oder einer Rad-Bestzeit, einen maßgeschneiderten Trainingsplan. Ganz schön praktisch und schnell verfügbar. 

 

Feedback zur Übungsausführung 

KI-gestützte Systeme können grundlegendes Feedback zur Übungsausführung geben, aber ihnen fehlt die Fähigkeit zur Feinjustierung basierend auf Echtzeit-Beobachtungen, Interpretationen und Interaktionen. Ein Personal Trainer kann direkt auf Fehler reagieren und die Ausführung an individuelle körperliche Fähigkeiten anpassen.  

 

Datenanalyse und Wearables 

Wearables bieten detaillierte Einblicke in Parameter wie Herzfrequenz und Kalorienverbrauch, doch viele Geräte sind noch nicht in der Lage, diese Daten sinnvoll auszuwerten. Hier kommt der Personal Trainer ins Spiel, der die Daten interpretiert und in einen maßgeschneiderten Trainingsplan umsetzt. 

 

Der menschliche Faktor: Unersetzliche Kompetenzen der Fitnesstrainerin / des Fitnesstrainers 

- Empathie und menschliche Interaktion 

Ob App, Avatar oder lernfähige Software, der Künstlichen Intelligenz fehlt die Empathie einer Person. Gefühlsregungen auf Erlebtes wie Muskelkater, direktes Feedback auf eine Übungsausführung oder der Austausch über den Alltag können nicht ersetzt werden. Diese menschlichen Interaktionen sind entscheidend für eine unterstützende und motivierende Trainingsumgebung. Um empathisch zu sein braucht es Selbstwahrnehmung, echtes Mitgefühl sowie das Verständnis und die Berücksichtigung sozialer und kultureller Nuancen. Das fehlt der KI aktuell noch. Zukünftige Entwicklungen in der kognitiven KI könnten zu Systemen führen, die ein tieferes Verständnis für menschliche Emotionen und Verhaltensweisen entwickeln. Techniken wie Deep Learning und neuronale Netze werden weiter verfeinert, um komplexere emotionale und soziale Interaktionen zu simulieren. 

 

- Individuelle Betreuung und Anpassung 

Menschen haben komplexe und einzigartige Bedürfnisse, die oft über das hinausgehen, was durch standardisierte Algorithmen erfasst werden kann. Ein*e Fitnesstrainer*in berücksichtigt nicht nur physische, sondern auch psychologische und soziale Aspekte, die für den Erfolg eines Trainingsprogramms entscheidend sind.  

Obwohl KI inzwischen mit entsprechendem Input oft "bessere" Trainingspläne schreiben kann als Fitnesstrainer*in, zeigt sich ihre Schwäche, wenn etwas "nicht nach Plan" läuft. Situationen, in denen die Kundin / der Kunde nicht so belastbar ist – sei es aufgrund von schlechtem Schlaf, einem noch nicht vollständig überstandenen Infekt oder emotionalem Stress durch den Verlust eines Haustiers – sind problematisch für KI. In solchen Fällen würde die KI den Trainingsplan unbeirrt weiterverfolgen, da sie die emotionalen und physischen Nuancen des Kunden nicht erfassen kann. Ein Personal Trainer hingegen erkennt diese subtilen Signale und passt das Training flexibel und einfühlsam an die aktuelle Verfassung der Kundin / des Kunden an. 

 

- Motivierende Kommunikation 

Die Fähigkeit zur motivierenden Kommunikation ist eine der wichtigsten Stärken einer Firtnesstrainerin / eines Fitnesstrainers. Studien zeigen, dass die persönliche Interaktion eines Trainers maßgeblich zur Motivation und zum langfristigen Erfolg der Kundinnen/Kunden beiträgt. KI fehlt es an emotionaler Intelligenz und Empathie, die notwendig sind, um Kundinnen/Kunden nachhaltig zu motivieren und die situativ und individuelle Ansprache zu finden.  

 

- Fachkompetenz und persönliche Erfahrung 

Ein Personal Trainer bringt Fachkompetenz und Erfahrungskompetenz mit, die weit über theoretisches Wissen hinausgehen. Diese Expertise und Praxis ermöglichen es, kreative und flexible Lösungen zu entwickeln, die auf die spezifischen Herausforderungen der Kundinnen/Kunden zugeschnitten sind. Durch ihre Erfahrung können Trainer*innen schnell und intuitiv auf unerwartete Situationen reagieren und das Training entsprechend anpassen. 

 

Die Zukunft der Fitnessbranche: Synergie statt Konkurrenz 

Anstatt KI als Bedrohung zu sehen, dürfen Fitnessprofis die Chancen und Synergien erkennen, die sich durch den Einsatz von KI ergeben. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die KI immer noch in den Kinderschuhen steckt und sich weiter rasend entwickeln wird. Frei nach dem Motto: „Entweder du gehst mit der Zeit - oder du gehst mit Zeit!“ 

 

Hier einige Ansätze, wie KI und Fitnesstrainer*in effektiv zusammenarbeiten können: 

- Unterstützung durch KI-Tools 

Trainer*innen können KI-Tools nutzen, um ihre Arbeit zu ergänzen und zu optimieren. KI kann als Assistent bei der Erstellung von Trainingsplänen dienen, Routineaufgaben automatisieren und Datenanalysen durchführen. Prof. Asteroth, der zu trainingsunterstützender KI forscht, betont, dass KI in Zukunft das Potenzial hat, Unterstützungssysteme für Trainer*innen zu bieten, jedoch niemals vollautomatische Systeme sein sollten. „Weil wir es mit Menschen zu tun haben.“ 


-Weiterbildung und digitale Kompetenzen 

Für Trainer*innen wird es immer wichtiger, sich im Bereich der digitalen Technologien weiterzubilden. Dies umfasst die Nutzung von KI-Tools und das Verständnis der Daten, die durch Wearables und andere digitale Geräte gesammelt werden. Prof. Asteroth sieht besonders in der Explainable AI (XAI) ein großes Zukunftspotenzial. Es ist entscheidend, dass KI nicht nur Pläne liefert, sondern auch die Begründungen dafür. 

 

Fazit: Der Fitnesstrainer bleibt unersetzlich 

Obwohl KI-Tools bedeutende Fortschritte gemacht haben, bleibt der menschliche Personal Trainer (vorerst) unverzichtbar. Die individuelle Betreuung, motivierende Kommunikation und persönliche Erfahrungskompetenz sind Aspekte, die keine KI ersetzen kann. Trainer*innen sollten die neuen Technologien als Ergänzung und Unterstützung sehen, um ihre Arbeit effektiver und personalisierter zu gestalten. Durch die kluge Integration von KI und digitalen Tools können Trainer*innen ihre Rolle nicht nur sichern, sondern weiter stärken und ausbauen. In einer Welt, die zunehmend von Technologie geprägt ist, bleibt der menschliche Faktor entscheidend für den langfristigen Erfolg und das Wohlbefinden der Kundinnen/Kunden. 

Wusstest Du, dass TrainMeBetter zukünftig auch KI in der Bewegungsanalyse von LIVE Streaming Kursen und in der Erstellung von Rezepten einsetzen wird? Ein gelungenes Beispiel der intelligenten Symbiose von KI und Coaching Skills zum Wohle der Kundin / des Kunden.

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