22 Sept., 2024

Meditation – Heilsam, aber nicht ohne Risiko?

Autoren
Katrin Böning
Meditation – Heilsam, aber nicht ohne Risiko?

Vor ein paar Tagen bin ich aus Japan zurückgekommen. Natürlich hab ich dort auch meditiert. In erster Linie aus Neugier. Der japanische Buddhismus unterscheidet sich in einigen Punkten vom indischen Buddhismus und das wollte ich auch in der Praxis erleben. Es war wundervoll.

Meditation ist eine jahrtausendealte Praxis, die für ihre vielen positiven Wirkungen auf Körper und Geist bekannt ist. Von der Stressreduktion bis hin zur Steigerung des Wohlbefindens wird Meditation oft als Wundermittel für die mentale Gesundheit gefeiert.

Doch wie bei jeder Praxis gibt es auch hier Risiken, über die man sich bewusst sein sollte, insbesondere wenn man die Meditationszeit auf über 30 Minuten täglich ausdehnt.

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Die wissenschaftliche Perspektive: Meditation und psychische Gesundheit

Die Forscherin Willoughby Britton, Professorin an der Brown University, hat in ihren Studien herausgefunden, dass intensive Meditationspraxis – insbesondere über längere Zeiträume – psychotische Zustände auslösen kann. Sie hat sich in ihren Forschungen mit den sogenannten "Meditation-related adverse effects" befasst, also den negativen Effekten, die durch Meditation auftreten können. Insbesondere bei Menschen, die mehr als 30 Minuten pro Tag meditieren, können negative Symptome wie Angstzustände, emotionale Labilität, Depersonalisierung oder sogar psychotische Episoden auftreten.

Warum tritt dieses Phänomen auf?

Meditation kann eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst und den inneren Gedankenprozessen anregen. Bei intensiver Praxis können unbewusste Ängste und Traumata an die Oberfläche kommen, was bei manchen Menschen zu Überforderungen und psychotischen Zuständen führen kann. Diese Effekte sind zwar selten, aber gut dokumentiert.

Britton argumentiert, dass Meditation nicht für jeden Menschen die gleiche Wirkung hat und dass der Kontext, in dem meditiert wird – etwa ob man von erfahrenen Lehrern begleitet wird oder welche Art von Meditation man praktiziert – einen großen Unterschied machen kann.

Was bedeutet das für deine Meditationspraxis?

Wenn du regelmäßig meditierst oder dies in Erwägung ziehst, sind einige Punkte wichtig:

  1. Langsame Steigerung der Meditationsdauer: Für Anfänger empfiehlt es sich, mit kürzeren Meditationssitzungen von 10 bis 15 Minuten zu beginnen und erst nach und nach die Dauer zu erhöhen.
  2. Achtsamkeit gegenüber den eigenen Reaktionen: Während der Meditation ist es wichtig, auf deine mentalen und emotionalen Zustände zu achten. Sollten sich intensive negative Gefühle oder Zustände einstellen, ist es ratsam, die Praxis zu unterbrechen und gegebenenfalls Unterstützung von erfahrenen Lehrern oder Therapeuten zu suchen.
  3. Individuelle Grenzen kennen: Meditation ist keine Einheitslösung, und was für den einen Menschen heilend und förderlich ist, kann für den anderen überwältigend wirken. Es ist hilfreich, auf deine eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu achten.


Fazit:

Meditation bietet ein großes Potenzial zur persönlichen Entwicklung und Heilung, doch es ist wichtig, sich auch der möglichen Risiken bewusst zu sein, insbesondere wenn man die Dauer und Intensität erhöht. Die Forschung von Willoughby Britton und anderen zeigt, dass Meditation in einem strukturierten und begleiteten Kontext sicherer ist, und dass eine sorgfältige, auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Praxis der Schlüssel zu einem gesunden Meditationsprozess ist.

in unserer westlichen Welt instrumentalisiert wir die Meditation oft als Stresskiller. Doch das möchte sie gar nicht sein. Meditation ist nur ein "Hinschauen" ein achtsames Wahrnehmen des "Ist-Zustandes" eine Bestandsaufnahme. Sonst nichts. Völlig Schnörksellos und ohne Gedöns.

Das sich eventuell an meinem Stress etwas ändert, wenn ich ihn mir bewusst mache - das steht dann auf einem anderen Blatt.

Achtsamkeit statt große Erwartungen – das ist der Weg zu einer nachhaltigen Meditationspraxis.

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