07 März, 2025

Das Biotensegrity-Modell

Autoren
Gabriele Wander
Das Biotensegrity-Modell

Das Biotensegrity-Modell nach Stephen M. Levin: Ein neuer Ansatz bei Rückenbeschwerden

Rückenschmerzen sind eine der häufigsten Ursachen für Arztbesuche und eine der größten Herausforderungen im Bereich der Gesundheitsvorsorge. Viele Behandlungsmethoden konzentrieren sich auf die Stärkung der Muskulatur oder die Ausrichtung der Wirbelsäule. Doch ein faszinierendes Modell, das von Stephen M. Levin MD entwickelt wurde, bietet einen revolutionären Ansatz, der weit über die klassischen Konzepte hinausgeht: das Biotensegrity-Modell.

Die Entstehung des Biotensegrity-Modells

Biotensegrity ist eine Fusion aus „Biologie“ und „Tensegrity“, einem Begriff, den der Architekt Buckminster Fuller prägte. Tensegrity beschreibt ein Strukturprinzip, bei dem Spannungselemente (Seile, Fasern) und Kompressionselemente (Stäbe, Gelenke) in einer Art und Weise miteinander verbunden sind, dass die ganze Struktur ohne externe Unterstützung stabil bleibt. Sie erfordert also keine klassischen starren Verbindungselemente, sondern nutzt die Balance zwischen Zug- und Druckkräften.

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Stephen M. Levin übertrug dieses Prinzip auf den menschlichen Körper. Nach jahrelanger Forschung und klinischer Arbeit erkannte er, dass unser Skelettsystem nicht nur durch Knochen und Gelenke stabilisiert wird, sondern vielmehr durch ein fein abgestimmtes Zusammenspiel von Muskeln, Faszien und Bindegewebe. Dabei fungieren die Muskeln und Faszien als Spannungsnetzwerk, das die Wirbelsäule stützt und gleichzeitig Beweglichkeit ermöglicht.

Biotensegrity und die Wirbelsäule

Die Wirbelsäule, traditionell als eine „statische“ Struktur betrachtet, erweist sich im Biotensegrity-Modell als hochdynamisches, elastisches Netzwerk. Die Knochen dienen als Kompressionselemente, während die Muskeln und Faszien die Spannung aufbauen und die Struktur stabilisieren. Diese Dynamik sorgt nicht nur für Flexibilität und Beweglichkeit, sondern auch für eine konstante Anpassung an äußere Belastungen.

Was bedeutet das konkret für Menschen mit Rückenbeschwerden? Rückenschmerzen entstehen oft durch eine Dysbalance in diesem Spannungsnetzwerk. Wenn einzelne Muskeln oder Faszien zu wenig Spannung aufbauen oder falsch belastet werden, kann dies zu Fehlstellungen oder Überlastungen führen, die Schmerzen verursachen. Das Biotensegrity-Modell liefert eine neue Perspektive und zeigt auf, wie diese Dysbalancen erkannt und behandelt werden können, ohne die Wirbelsäule künstlich zu „stabilisieren“, sondern indem das gesamte Körpernetzwerk in Einklang gebracht wird.

Die Bedeutung der transversospinalen Muskulatur

Ein zentrales Element für die Aufrechterhaltung der Biotensegrity und die Entlastung der Bandscheiben im Bereich der Wirbelsäule ist die transversospinale Rückenmuskulatur. Diese tiefliegende Muskelgruppe verläuft schräg über die Wirbel und ist entscheidend für die Stabilisierung und Drehung des Rumpfes. Sie hat die Aufgabe, die Spannung im gesamten Körpernetzwerk aufrechtzuerhalten und eine reibungslose Bewegung der Wirbelsäule zu ermöglichen.

Ein gezieltes Training dieser Muskulatur in Kombination mit dem Erlernen von bewusster Entspannung, kann die natürliche Balance im Körper wiederherstellen. Mit unseren einfachen Übungen, die du hier findest, kannst du genau das!


Was sagt die Wissenschaft?

Die Forschung zu Biotensegrity und seiner Anwendung auf den menschlichen Körper ist noch jung, aber bereits vielversprechend. Studien zeigen, dass die Prinzipien von Biotensegrity helfen können, die biomedizinischen Ursachen von Rückenschmerzen besser zu verstehen. Zum Beispiel zeigt eine Studie aus dem Jahr 2019, dass das Modell der Biotensegrity eine neuartige Perspektive auf die Rolle der Faszien im Körper bietet und deren Einfluss auf die Schmerzregulation hervorhebt (Schleip et al., 2019). Auch die Bedeutung der transversospinalen Muskulatur wurde in klinischen Studien bestätigt, da diese Muskeln eine Schlüsselrolle bei der Stabilisierung der Wirbelsäule spielen (Hodges et al., 2004).

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MiShu und Biotensegrity

Der MiShu Stuhl fördert durch seine spezielle Konstruktionsweise und den einzigartigen Gelenkmechanismus die natürliche Aufrichtung der Wirbelsäule und aktiviert dabei zugleich die transversospinale Muskulatur – und das ganz nebenbei, beim alltäglichen Sitzen am Esstisch, am Schreibtisch, beim Musizieren. Der Sitzende wird sanft dazu angeregt, seine Haltung im lebendigen Spiel mit der Schwerkraft immer wieder neu anzupassen, wodurch die tiefen Rumpfmuskeln, insbesondere die transversospinale Muskulatur, kontinuierlich aktiviert werden. Dieser dauerhafte, feine Tonus unterstützt nicht nur die Stabilisierung der Wirbelsäule, sondern sorgt auch dafür, dass die Muskeln im Einklang mit der Biotensegrity des Körpers arbeiten. So wird das Sitzen zu einer Gelegenheit, die Rückenmuskulatur auf natürliche Weise zu trainieren und gleichzeitig die Aufrichtung der Wirbelsäule zu verbessern – ohne dass eine bewusste Anstrengung nötig ist. Der MiShu Stuhl bietet somit eine Lösung für Menschen, die viel sitzen und dennoch ihre Rückengesundheit aktiv fördern möchten.


Bild-Quellen:

https://www.deinpferdistfabelhaft.de/biomechanik/

https://www.fasziengesundheit.net/rolfing/tensegrity-und-der-k%C3%B6rper/

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